Kurzes Fazit zur „deutschen“ Küche aus chinesisch-australischer Sicht

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Kam sehr gut an: Klöße mit Frikadellen und Rosenkohl

Kam sehr gut an: Mini-Klöße mit Mini-Frikadellen und Rosenkohl

Letzte Woche hat uns unser australischer Austauschschüler verlassen. Zehn Wochen lang war er bei uns und hat nicht nur viel erlebt, sondern auch viel gegessen. Die ganze Zeit war die australische bzw. chinesische Küche (unser Gast hatte chinesische Wurzeln) im Vergleich zu unseren deutschen Essgewohnheiten ein wichtiges Thema. Schließlich galt es, hohe Erwartungen – z. B. an Currywurst und Schwarzwälder Kirschtorte – zu erfüllen, und Vorurteile – z. B. zum schlechten Service in deutschen Restaurants – abzubauen.

Unterm Strich ein gelungenes Projekt, denn ich habe gekocht und gebacken wie ein Weltmeister und auch die meisten Restaurantbesuche hinterließen ein gutes Bild. Besonders geschmeckt hat ihm allerdings die Pizza vom Pizzablitz um die Ecke. Das war für ihn die beste Pizza, die er jemals gegessen hat. Dieses höchste Lob gab es außerdem für folgende Kreationen aus meiner Küche bzw. Backstube:

  • die besten Frikadellen, Schnitzel und Rinderrouladen
  • die beste Lasagne
  • die besten Spaghetti Carbonara
  • die beste Kürbissuppe
  • die beste Schwarzwälder Kirschtorte
  • der beste Käsekuchen
  • die beste Mousse au Chocolat

Noch nie bin ich für meine Kochkünste so ausgiebig gelobt worden. Allein dafür hat es sich schon gelohnt. Aber auch, wie wunderbar vielfältig bei uns das Angebot an Brot und Brötchen ist, wird einem erst so richtig bewusst, wenn beim Sonntagsfrühstück auf einmal der Brötchenkorb zum Fotoobjekt wird. Gleiches gilt für die Käseauswahl im Bioladen und die Wursttheke beim Metzger. Und auch so gute Kartoffeln wie bei uns gibt es in Australien nicht. Schon diese kurze Liste zeigt jedoch auch: Meine Generation mixt heute ganz selbstverständlich wirklich typisch deutsches Essen mit dem Besten aus z. B. Frankreich und Italien.

Gestreikt hat unser Gast allerdings beim Grünkohl. Im Gegensatz zu meinen Kindern hat er ihn allerdings wenigstens probiert. Und auch das Sauerkraut-Experiment konnte ich mir sparen. Sauerkraut kannte er bereits aus China und fand es nicht so toll. Überhaupt hat er uns so viel vom Essen in China erzählt, das so unglaublich abwechslungsreich und gut sein muss. Irgendwann werden wir also wohl die Einladung seiner Großeltern nach Peking annehmen und uns dort bekochen und in die richtigen Restaurants ausführen lassen, außerdem viel chinesisches Streetfood probieren.

Englisches Frühstück mit Eiern, Bacon, Toast, Bohnen und Kartoffelecken

Englisches Frühstück mit Eiern, Bacon, Toast, Bohnen und Kartoffelecken

Gegen Ende seiner Zeit bei uns kam dann allerdings doch noch ein wenig australische Natur zum Vorschein. Denn nachdem unser Gast wochenlang ohne zu klagen deutsches Vollkornbrot gegessen hatte, wuchs offensichtlich die Sehnsucht nach einem echten australischen (und damit englischen) Frühstück bzw. das Bedürfnis, uns ein solches zu servieren. Es gab also Toast mit Rühreiern und gebratenem Bacon, Kartoffelecken und Baked Beans…

Jetzt sind wir wieder unter uns. Es gibt wieder öfter kaltes Abendbrot und weniger Lob für meine Kochkünste. Geblieben ist eine neue Wertschätzung für die vielen guten Lebensmittel und Gerichte, die typisch deutsch im besten Sinne sind, und eine noch größere Offenheit für die Esskultur anderer Länder.

3 Kommentare

  1. Marrin sagt:

    Liebe Gabi, ich sehe Dich förmlich in Eurer Küche herumwirbeln. Danke für den schönen und appetitanregenden Bericht. Jetzt habe ich Lust auf Spinat mit Spiegelei und Kartoffelstampf 😉

  2. Liebe Gabi,
    ein wunderbarer Bericht! Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, denn ich war schon öfter in Australien (wo sehr viele Menschen mit chinesischen Wurzeln leben). Und so viel Lob für die eigene Kochkunst tut doch einfach gut. Bin schon auf deinen kulinarischen Bericht aus Peking gespannt 🙂
    LG, Simone

    1. Gabriela Freitag-Ziegler sagt:

      Liebe Simone, danke für die Blumen. Tja, leider ist man zwar schneller in Peking als in Sydney, aber ich befürchte, dieses Jahr wird das nichts mehr 😉 Liebe Grüße zurück von Gabi

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