Darf ich vorstellen: Die Rheinische Ackerbohne. In der Theorie ist sie mir schon vor längerer Zeit begegnet. Jetzt hat sie endlich den Weg in meine Küche gefunden. Warum das so lange gedauert hat, erzähle ich in diesem Blogpost. Als erstes möchte ich sie euch aber etwas genauer vorstellen. Am Ende verrate ich euch dann, was ich bisher alles ausprobiert habe und mein süßes Lieblingsrezept. Ihr könnt aber auch direkt zum Rezept springen.
Warum Rheinische Ackerbohnen nachhaltig und gesund sind
Hülsenfrüchte haben schon lange einen festen Platz in meiner Küche und auf meinem Blog. So wie es sich für eine Ernährungswissenschaftlerin gehört, die gerne gesund und nachhaltig lebt und lecker isst. Da rannte die rheinische Ackerbohne quasi offene Türen bei mir ein: Eine alte Sorte, die fast direkt vor meiner Haustür wächst. Die gut für die Umwelt ist, weil ihre Blüten Futter für Insekten bieten und ihre Knöllchenbakterien den Stickstoff aus der Luft holen und in Dünger verwandeln.
Außerdem liefern Ackerbohnen nicht nur wertvolles Eiweiß für die Tierernährung, sondern auch für uns Menschen: 26 Gramm stecken in 100 Gramm Ackerbohnen. Damit stehen sie hinter Sojabohnen ganz oben auf der Liste eiweißreicher Hülsenfrüchte.
Ackerbohnen und ihre Verwandten
Ackerbohnen gehören übrigens zur Gattung Vicia faba. Das ist wichtig zu wissen, denn sie enthalten im Gegensatz zu Gartenbohnen der Gattung Phaseolus nur wenig des giftigen Eiweißes Phasin. Das ist der Stoff, weswegen wir Stangen- oder Buschbohnen nur gekocht essen dürfen. Ackerbohnen funktionieren auch ungekocht – zum Beispiel in Falafel-Bällchen.
Vielleicht kennt ihr Ackerbohnen ja bereits als Dicke Bohnen oder Puffbohnen. Das sind die großen Sorten, die im Juni halbreif als Gemüse geerntet werden. Die gibt es dann frisch oder das ganze Jahr über tiefgekühlt. Hier geht es aber um die kleinen Sorten. Die heißen auch Sau- oder Pferdebohnen, weil sie als Tierfutter dienen.
Ihre Ernte erfolgt einige Wochen später mit dem Mähdrescher, wenn die Hülsen schwarz und die Ackerbohnen reif sind. Danach müssen sie noch etwa vier Wochen trocknen. Dann sind sie wie alle getrockneten Hülsenfrüchte sehr lange haltbar.
Zwischen fehlendem Angebot und fehlender Nachfrage
Leider gibt es bei den Ackerbohnen ein nicht unerhebliches Problem: Sie sind bei uns nur sehr schwer zu bekommen. Das schreibt auch Cecilia Antoni auf ihrem Blog beanbeat. Cecilia macht sich schon länger für heimische Ackerbohnen und andere Hülsenfrüchte stark. Unter dem Suchwort „Ackerbohne“ findet ihr viele Hintergrundinfos und tolle Rezepte. Mittlerweile hat sie sogar ihr eigenes Startup und verkauft über bohnikat Ackerbohnen zum Snacken.
Wer aber wie ich unverarbeitete Ackerbohnen zum Selberkochen sucht, hatte es bisher schwer. Eine potentielle Adresse sind Unverpackt-Läden. Die verkaufen aber oft nur Bio-Lebensmittel. Daher kommen bei ihnen Ackerbohnen aus konventioneller, wenn auch regionaler Landwirtschaft im wahrsten Sinne des Wortes nicht in die Tüte. [Update Oktober 2022: Mittlerweile hat meine Nachfrage dazu geführt, dass Lisa-Marie, die Inhaberin von LiMa’s fairpackte Welt, Rheinische Ackerbohnen in ihr Sortiment aufgenommen hat.]
Und warum gibt es die Rheinischen Ackerbohnen dann nicht wenigstens verpackt im „normalen“ Lebensmittel-Einzelhandel? Genauso wie getrocknete Linsen, Erbsen oder andere Bohnensorten? Weil es kaum Nachfrage dafür gibt. Die braucht es aber, wenn sich der Aufbau einer teuren Logistik und Vermarktung im großen Stil lohnen soll. Doch woher soll diese Nachfrage kommen, wenn die Leute die Bohnen nicht kaufen und ausprobieren können? Ein klassisches Henne-Ei-Problem sozusagen.
Das hat mir Maria Kremer erklärt. Sie baut mit ihrem Mann Ackerbohnen an und ist Geschäftsführerin des Vereins Rheinische Ackerbohne e. V. Der Verein möchte die Rheinische Ackerbohne bekannter machen – als regionales Lebensmittel und Alternative zu importierten Hülsenfrüchten. Ein wichtiger Unterstützer dabei war das „Demonstrationsnetzwerk Erbse/Bohne“. Es wurde bis Ende 2021 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert und sollte den Anbau heimischer Eiweißpflanzen fördern. Auf der Webseite DemoNetErBo findet ihr ganz viele Infos und Links rund um die Ackerbohne für Mensch und Tier.
Ackerbohnen im Online-Shop und im Fernsehen
Ein wichtiger Schritt ist für mich die Zusammenarbeit des Vereins mit der Wagnermühle. Denn jetzt gibt es endlich eine Adresse zum Bestellen, wenn man nicht gerade um die Ecke wohnt. Ich habe mir also 2,5 Kilo Ackerbohnen und 1 Kilo Ackerbohnenmehl gekauft.
Vielleicht kommt jetzt endlich der nötige Schwung in die Sache? Bei Wagners läuft es diese Woche jedenfalls besonders gut. Die Ackerbohne war nämlich mal wieder im Fernsehen: Björn Freitag, alias „Der Vorkoster“, hat sie für die Sendung Bohnen Boom: Vom Klassiker zum trendigen Superfood auf dem Feld besucht und mit Maria Kremer Ackerbohnen-Frikadellen gebraten.

Frikadellen mit Ackerbohnen nach einem Rezept von Maria Kremer
Italienisches Ackerbohnen-Püree = Fave
Ich habe mit meinen Ackerbohnen als erstes Fave ausprobiert. Cecilia Antonis Rezept und das appetitliche Bild vom italienischen Ackerbohnen-Püree mit gedünsteten Zwiebeln verfolgen mich, seit ich beides im letzten Sommer in die Multimedia-Story Mehr Bohnen und Erbsen auf Acker und Teller einbauen durfte. Deswegen war ich super gespannt auf mein Fave aus eigener Herstellung.
Die ersten Versuche stellten mich allerdings vor ein paar Rätsel. Denn nachdem ich die Bohnen über Nacht eingeweicht und im Schnellkochtopf mit frischem Wasser und etwas Salz 15 Minuten gekocht hatte, fand ich die Schale im ersten Moment etwas störend.
Ich habe also bei Cecilia Antoni nachgefragt und die klärte mich auf: Für die klassische italienische Fave werden traditionell geschälte Ackerbohnen (Splits) verwendet. Meine ungeschälten Bohnen könne ich aber lange einweichen (etwa 24 Stunden) und dann selber schälen – zum Beispiel, indem ich eine Handvoll Bohnen in der Hand aneinander reibe.
Nun ist Geduld nicht meine größte Stärke und so habe ich das zwar kurz versucht, dann aber einfach gelassen. Mein Ackerbohnen-Püree besteht also aus ungeschälten Bohnen. Das Ergebnis ist nun zwar nicht so fotogen (s. Beitragsbild) und bleibt auch kulinarisch deutlich hinter dem cremigen italienischen Fave zurück. Dafür enthält es noch alle Ballaststoffe und ist eben herzhaft mit Biss. Noch besser schmeckte es mir mit etwas Thymian, Rauchsalz und ein paar gebratenen Champignons. Rheinisches Seelenfutter für trübe November-Tage.

Ackerbohnen von ihrer braunen Haut zu befreien, ist etwas mühsam, aber entschleunigt wunderbar 😉
Heute habe ich die geschälten Bohnen nach Cecilias Fave-Rezept etwa eine halbe Stunde lang gekocht – und zwar in der Variante mit Kartoffeln. Das ergab zwei gute Portionen zum Sattessen. Leider hatte ich keine roten Zwiebeln im Haus, sondern nur normale Speisezwiebeln. Aber mit denen schmeckte die Fave auch ganz wunderbar.]

Meine (fast) echte italienische Fave aus Rheinischen Ackerbohnen.
Frikadellen, Hummus und Brownies
Was habe ich sonst noch ausprobiert? Von Maria Kremers Rezepten die Frikadellen, allerdings nicht in Butter sondern Rapsöl angebraten. Der Mann fand sie super und ich auch, die Tochter mag meine Grünkern-Bratlinge lieber 😉
Das Hummus ist mir etwas zu sauer geraten. Ich denke, beim nächsten Mal nehme ich weniger Zitrone. Ansonsten ist so ein Ackerbohnen-Hummus aber eine gute Alternative zu Hummus aus Kichererbsen, die meist eine weite Reise hinter sich haben.
Ein leckere süße Idee sind vegane Brownies mit Ackerbohnen. Solche Brownies schmecken natürlich anders als klassische mit Mehl, Eiern und viel Zucker. Für uns fallen sie in die Kategorie gesunder Snack und sind eine tolle Idee für „mehr Hülsenfrüchte auf dem Tisch“.
Rezept für vegane Ackerbohnen-Brownies
- 100 g getrocknete Ackerbohnen
- 2 EL geschroteter Leinsamen
- 4 EL Wasser
- 50 g Nüsse (z. B. Walnüsse, Haselnüsse)
- 100 ml Pflanzendrink (z. B. Haferdrink)
- 100 ml geschmacksneutrales Öl (z. B. raffiniertes Rapsöl)
- 100 g Zucker
- 1 TL Backpulver
- 50 g Kakao zum Backen
- 1 Päckchen Vanille-Zucker
- Die Ackerbohnen über Nacht in der doppelten Menge Wasser einweichen.
- Am nächsten Tag das Wasser abgießen, die doppelte Menge frisches Wasser dazugeben und die Bohnen weich kochen (z. B. im Schnellkochtopf 15 Minuten)
- Währenddessen Leinsamen in der Rührschüssel mit den 4 EL Wasser quellen lassen.
- Die Nüsse grob hacken.
- Die Ackerbohnen abgießen, kurz abkühlen lassen und mit der Pflanzenmilch grob pürieren.
- Ackerbohnenbrei und alle restlichlichen Zutaten zu den Leinsamen geben und mit einem Rührgerät gut vermischen.
- Eine flache Form mit Backpapier auslegen und den Teig darauf verstreichen (etwa 2 cm dick).
- Bei 180 Grad Umluft etwa 25 Minuten backen.
- Die Brownies direkt nach dem Backen vorsichtig in rechteckige Stücke schneiden und erkalten lassen.
Gerade reift in meinem Kühlschrank auch noch der Teig für mein zweites Brot aus Ackerbohnen und Dinkelmehl. Aber die Geschichte packe ich am besten in einen zweiten Blogpost, sonst wird das hier zu lang. Ich verrate nur so viel: So ein Brot braucht Zeit, aber es lohnt sich und macht Spaß. [Update 26.04.2022: Hier geht’s zum Blogpost Dinkelvollkornbrot mit rheinischen Ackerbohnen und eigenem Sauerteig]
Kennt ihr Ackerbohnen und habt schon mal damit gekocht oder gebacken? Dann bin ich gespannt auf eure Erfahrungen und Tipps!
Für diesen Beitrag und die vielen Links darin habe ich übrigens keinerlei Gegenleistung erhalten.
Hallo Gabriela,
Dank Ihnen sind wir Fans der Rheinischen Ackerbohnen geworden, super! Wir beziehen sie ganz oder gemahlen in der Horbacher Mühle. Es gibt dort auch verschiedene Mehle. Der Versand ist stets schnell und zuverlässig, man kann auch den Mühlenladen besuchen (netter Ausflug). Ein Besuch der Website lohnt sich: https://www.horbacher-muehle.de/
Liebe Grüße
Karin
Oh, das freut mich sehr. Danke auch für den tollen Tipp zum Bestellen oder Vor-Ort-Kaufen.